»Geriatriezentrum Liesing«
Studie für die Errichtung des Neubaues mit anschließendem Wettbewerb gemeinsam mit Wiener Heim WohnbaugesellschaftmbH und Fritsch, Chiari und Partner ZT GmbH.
Der besondere städtebauliche Ort des Schlossparkes in Liesing mit dem ehemaligen Schlossgebäude und dem bestehenden städtischen Pflegeheim wird durch eine bauliche Neuordnung einer Veränderung zugeführt. Diese Veränderung orientiert sich an der umgebenden Baustruktur und der Erhaltung des »Ortes«.
Es ist deshalb sinnvoll und schlüssig die Front der geschlossenen Blockbebauung an der Häckelstraße mit einer adäquaten Bebauung aufzunehmen und die Fronten zur Perchtoldsdorfer Straße und Josef Kutscha-Gasse als Übergangszone zum Park zu definieren. Der Verknüpfungspunkt der beiden Straßenfronten - gleichzeitig Zugangs- und Erschließungspunkt - ist durch seine Lage zum Bezirkszentrum geeignet, mit einer entsprechenden Betonung ein städtebauliches Zeichen zu setzen. Dieses wird durch Vorziehen der Obergeschosse des Basistraktes an der Häckelstraße in einer moderat betonten Art dargestellt. Entlang der Perchtoldsdorfer Straße wird der Zugang zum Schlosspark durch einen, den verbreiterten Gehsteig begleitenden Grünstreifen eingeleitet. Am Ende der begleitenden neuen Bebauung öffnet sich der Park zu den neu gestalteten Bereichen. Durch Eliminierung des bestehenden Pflegeheimes im südöstlichen Teil des Areals kann die Parkanlage erweitert und ein Grünraumanschluss an das Gelände des Freibades Liesing hergestellt werden.

Der Neubau wird entlang der Häckelstraße mit einem Basistrakt und vier kammartig angesetzten Quertrakten angeordnet. Die fingerartig in den Park einfließenden Gartentrakte umschließen drei Höfe, welche sich zum Parkgelände hin öffnen und eine räumliche Verklammerung zwischen Parkfläche und Pflegeheim sicherstellen. Durch die Ausbildung von nicht unterbauten Höfen, sowie durch die gezielte Verschwenkung der Gebäudefronten der Gartentrakte kann am gewählten Standort ein Maximum des wertvollsten Baumbestandes erhalten werden. Darüber hinaus werden umpflanzungsfähige Bäume, welche von der Baumaßnahme betroffen sind, zur Verdichtung des Baumbestandes zwischen Neubau und Schloss herangezogen und somit erhalten. Die Obergeschosse kragen nordseitig entlang der Häckelstraße aus und schaffen einen gedeckten Vorfahrtsbereich, an welchen auch die Garagenein- und Ausfahrt, sowie die Zu- und Abfahrt zum Lkw-Ladehof im Untergeschoss angebunden sind.
Die fußläufige Erschließung erfolgt im Erdgeschoss über den Eingang im Eckbereich Häckelstraße/Perchtoldsdorfer Straße und eine anschließende Mall entlang der Vorfahrt. Die Geschosse sind über 4 Stiegenhäuser direkt an die Mall angebunden. Das Tageszentrum ist mit einem eigenen Zugang direkt von der Vorfahrt (Behindertentransporte) erschlossen.
Die Mall wird als multifunktionale Erschließungszone mit einer Reihe von Angeboten zur persönlichen Bedarfsdeckung, zur Information und Präsentation ausgestattet.
Die Stationsorganisation wird von einem winkelförmigen Grundriss mit Stationszugang und Stützpunkt im Zentrum geprägt. Vom Stützpunkt sind Stationszugang, Aufenthaltsraum und Wohnbereich direkt einsehbar und kontrollierbar. Stationsküche, Pflegebad, sowie die Therapie- und Arzträume sind für die gemeinsame Nutzung durch jeweils 2 Stationen zentral angeordnet. Der Bewohnerbereich ist in 2 Wohngruppen mit jeweils eigenem Aufenthaltsraum gegliedert. Die Zimmer sind nach Westen und Osten orientiert. Die Erschließung der Bewohnerzimmer erfolgt über eine »Dorfstraße«, welche von mehreren Stellen den direkten Blick in den Park und zum Schloss bietet.
Im Bereich der Stiegenhäuser laden mehrgeschossige Gewächshäuser mit natürlicher Belichtung über Dachoberlichten zum Verweilen ein. Zusätzlich sind in den Erweiterungen der Eingangsbereiche der Zimmer Sitzgelegenheiten mit Blick auf das »Geschehen« eingerichtet. Die bettenbefahrbaren Loggien der Bewohnerzimmer sind mit individuell öffen- und schließbaren Glasschiebelementen ausgestattet. Dadurch ist eine ganzjährige Nutzung dieser privaten Freibereiche möglich, welche als thermisch getrennte, unbeheizte und belüftete Pufferräume ausgebildet sind.
Die Gestaltung des neuen Pflegeheimes orientiert sich primär an den Funktionen und vermittelt zwischen außen und innen. Die den Bewohnerzimmern vorgelagerte Raumschale der Loggien bildet die Gestaltungsebene der Gartentrakte. Halbhohe Brüstungselemente, farblich differenziert, ergeben zusammen mit unterschiedlich platzierten Pflanzenbehältnissen ein lebendiges Gesamtbild. Die großflächige Verglasung der Veranden vermittelt dem Bewohner einen erlebbaren Kontakt mit der Umwelt und gibt der Fassade eine raumtiefe Bereicherung. Die Baukörper erhalten zusätzlich durch funktionsbezogene Öffnungen und Einschnitte, wie z.B. Nischen der Fluchtstiegen, eine maßstäbliche Struktur. Das Erdgeschoss wird als Sockelzone gestalterisch deutlich gegenüber den Geschosszonen abgesetzt und zu diesen im Kontrast als Wand mit Öffnungen gestaltet.
Der Funktionstrakt/Basistrakt entlang der Häckelstraße wird entsprechend der städtebaulichen Situation als geschlossene Bebauung ausgebildet. Eine deutliche Auskragung der Obergeschosse gibt diesem Bauteil trotzdem eine entsprechende Leichtigkeit und betont die offene Erdgeschossfront in ihren Erschließungsfunktionen. Die Längsfront wird hier durch den Einschub von Nischenelementen strukturiert und maßstäblich erlebbar gestaltet. Der Baukörper der Obergeschosse des Funktionstraktes erhält durch Zusammenfassung seiner Öffnungen in horizontale und vertikale Elemente eine erfassbare Gestaltung und Gliederung. Die Ausbildung der Nahtstelle zwischen dem fünfgeschossigen Ost- und viergeschossigen Westteil in Form eines mehrgeschossigen »Wintergartens« soll auch hier zwischen außen und innen vermitteln und eine attraktive Belebung der Fassadenfront bieten.
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